REINHARD PALAVER

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DIGITALISIERUNG erfolgreich managen ...

Geschichte und Entwicklung

Die Digitalisierung wird vor allem auch durch die Politik zu einem vorherrschenden Thema gemacht. Doch was verstehen wir darunter? Welche Ziele werden verfolgt und was wird die Zukunft bringen?

Neues zu entdecken ist beim Menschen nicht nur im Kindesalter ein Bedürfnis. Erwachsene kosten gerne neue Speisen, unternehmen Reisen in ferne Länder und sind stets bestrebt, im Beruf, in der Freizeit und im Alltagsleben Neues zu entdecken. Die Digitalisierung lebt, wie praktisch alle modernen Geschäftsfelder, von diesem menschlichen Entdeckungsdrang. Doch lass uns ganz von vorne beginnen und gemeinsam eine kleine Zeitreise durch die technologische Entwicklung der Industrialisierung in der Vergangenheit unternehmen.

Unsere Welt hat sich vor allem in den vergangenen 250 Jahren, was den technischen Fortschritt betrifft, massiv verändert. (3) Große Umbrüche brachten Einschnitte in unser Leben und unsere Arbeitswelt. Aktuell sprechen wir von der vierten Revolution, daher der Begriff Industrie 4.0. Manche Experten sprechen auch von sechs Stufen. Mir ist es wichtig, einen kurzen Abriss der geschichtlichen Entwicklung zu schildern, um die groben Züge der technologischen Fortschritte nachvollziehen zu können.

Abbildung 2: Transportable Dampfmaschine

Die erste Industrielle Revolution begann Ende des 18. Jahrhunderts und breitete sich weltweit bis Ende des 19. Jahrhunderts aus. Das war der Zeitpunkt vom Übergang der Agrar- zur Industriegesellschaft. Zu den bedeutendsten Erfindungen in dieser Periode gehörten der mechanische Webstuhl, die Dampfmaschine von James Watt und in der Folge die Eisenbahn. Diese Neuerungen führten auch zu großen Veränderungen in der Arbeitswelt; die ersten Arbeiterorganisationen und -bewegungen entstanden.

Ende des 19. Jahrhunderts startete die zweite Industrielle Revolution, die vor allem von der verbreiteten Nutzung der elektrischen Energie geprägt wurde. Die Fließbandarbeit etablierte sich durch Henry Ford im Jahre 1913 und veränderte die Art und Form der Tätigkeiten. Arbeiter wurden für spezialisierte Einzelschritte eingesetzt und es entstanden die ersten automatisierten Arbeitsprozesse.

Abbildung 2: Fließbandproduktion bei Ford

Die dritte Revolution – auch Digitale Revolution genannt – begann Ende des 20. Jahrhunderts, geprägt durch die Digitaltechnik beziehungsweise den massentauglichen Computer.

Abbildung 4: Computer von IBM

Gleichzeitig war diese Zeit der Anfang der elektronischen und automatisierten Datenverarbeitung. Daher war der Begriff EDV (Elektronische Datenverarbeitung) lange Zeit ein üblicher Begriff, der erst später durch den Begriff IT (Informationstechnologie oder Information Technology) ersetzt wurde. In dieser Epoche erfolgen auch eine Stärkung der Arbeitnehmerrechte und eine Etablierung der sozialen Marktwirtschaft.

Heute befinden wir uns in der vierten Revolution, primär im deutschsprachigen Raum auch Industrie 4.0 genannt.

Abbildung 5: Digitale Revolution

International werden auch andere Begriffe verwendet, sind aber inhaltlich größtenteils deckungsgleich. Vereinfacht bedeutet Industrie 4.0 die technologische Entwicklung, die das gesellschaftliche Leben, die Wirtschaft, die Wissenschaften sowie Politik und Staatswesen revolutionieren. Konkret heißt dies zunehmender Einsatz  vernetzter, digitaler Technologien in unserer Gesellschaft, also Datenaustausch und Kommunikation über sämtliche Bereiche hinweg.

Obiges Bild erklärt auf einfache Weise das Zusammenwirken der unterschiedlichsten Technologien. Angefangen beim Chip eines Computers über die Cloud und Satelliten bis hin zur Industrie mit all ihren Ausprägungen, ob Roboter, automatisierte Fertigungsanlagen oder Energieherstellung, etc., etc.

Ein wesentlicher Punkt in dieser letzten Epoche ist die enorme Geschwindigkeit des Fortschritts und der Weiterentwicklung. Wenn man sich dazu das Mooresche Gesetz vor Augen hält, so erkennt man eindeutig die exponentielle Zunahme und die daraus entstehenden Möglichkeiten der rasanten Weiterentwicklung. Was ist das Mooresche Gesetz (Moore’s Law)?  Gordon Moore war bereits 1965 der Meinung, dass sich die Leistungsfähigkeit der Prozessoren alle ein bis zwei Jahre verdoppelt. Damals verwendete man als Maßgröße die Anzahl der Transistoren auf einer definierten Fläche. Was ist aber nun ein Transistor? Ganz einfach erklärt ist er das weitaus wichtigste Bauelement im Computersystem, welcher zumeist die Funktion eines Ein-/Ausschalters übernimmt.

Das Prinzip nach Moore (Verdoppelung innerhalb von 1 bis 2 Jahren) kann auf Basis der neuesten Forschung in der Nanotechnologie und Quantenmechanik bis heute bestätigt werden, auch wenn des Öfteren ein Ende prophezeit wurde. Forscher in den USA arbeiten derzeit an einem Ein-Atom-Transistor und sind einer Serienproduktion schon sehr nah gekommen. Dieser Mini-Transistor gibt der weiteren Entwicklung möglicherweise einen gewaltigen Schub.

Sehen wir uns den Verlauf in den vergangenen Jahren an.

Dieses Schaubild zeigt eine logarithmische Form der Darstellung und nicht das exponentielle Wachstum. Was heißt das? Auf der vertikalen Achse stehen Zahlen wie 1, 10, 100 und so weiter. Also immer eine Null am Ende mehr. Jede weitere gestrichelte Linie nach oben steht für das Zehnfache der vorherigen Linie.

Deshalb habe ich als Vergleich nachstehend ein Diagramm ohne Logarithmus gezeichnet. Daraus lässt sich besser ablesen, wohin uns die Reise bisher geführt hat und wohin diese noch gehen kann. Ein exponentieller Anstieg im letzten Jahrzehnt!

Betrachtet man jetzt noch die Datenübertragungsraten in der Telekommunikation, so erkennt man eine ähnliche Entwicklung. Hier wird die vertikale Achse mit logarithmischen Werten dargestellt.

Und jetzt nochmals ohne logarithmischen Ansatz.

Daraus lässt sich ableiten, dass der aktuelle technologische Wandel nicht durch Maschinen und Roboter geprägt ist, sondern durch die Nutzung immer schneller werdender Rechner und die vernetzte Kommunikation derselben mit größer werdenden Datenmengen.

Zur exponentiellen Entwicklung gibt es die Geschichte mit dem Weizenkorn. Kennst du diese? Sissa ibn Dahir erfand im dritten oder vierten Jahrhundert in Indien das Schachspiel. Sein König war von diesem Spiel dermaßen begeistert, dass er ihn dafür belohnen wollte und stellte ihm einen Wunsch frei. Sissa ibn Dahir wollte eigentlich nur Weizen für seine Familie und legte ein Weizenkorn auf das erste Feld im Schachbrett und bat den König, dieses eine Weizenkorn auf jedem weiteren Feld zu verdoppeln. Der König war zuerst über die Bescheidenheit verwundert, da er sich der Konsequenz daraus nicht bewusst war. Erst sein Hofmeister machte ihm klar, dass die Menge der Weizenkörner am 64. Feld so groß wäre, dass sie die Ernteergebnisse bei Weitem übertreffen würde. Auch aus heutiger Sicht wäre diese Menge circa das 1.500 fache der weltweiten Jahresproduktion. Wir sprechen dabei von einer Zahl, die ungefähr 18,5 Trillionen ergibt. Um dies zu veranschaulichen, hier mal die aus-geschriebene Zahl von 2 hoch 64 minus 1 (so lautet die Formel dazu): 18.446.744.073.709.551.615. Die Geschichte ging angeblich so aus, da der König diesem Wunsch natürlich nicht nachkommen konnte: Er würde den Wunsch nur gewähren, wenn Sissa ibn Dahir jedes Korn auf jedem Feld eigenständig zählte. Und wenn man nun die Dauer für die Zählung berechnet und annimmt, er würde pro Korn eine halbe Sekunde benötigen und noch 80 Jahre leben, so wäre er trotzdem nur etwa bis zur Hälfte des Schachbretts (also 32 Felder) gekommen. Um alle Weizenkörner zu zählen, müsste er annähernd 300 Milliarden Jahre alt werden. Diese Geschichte verdeutlicht diese exponentiellen Entwicklungen und ist eine schöne Analogie zur digitalen Welt und deren Fortschritte.

Anschließend noch ein Blick auf die Ausbreitung von Technologien und in welcher Zeitdauer sich diese in der Gesellschaft durchgesetzt hatte:

Daran kann man gut erkennen, wie rasend schnell sich neue Technologien in den letzten Jahren innerhalb der Gesellschaft etablierten. Bei dieser Entwicklung darf man nicht unberücksichtigt lassen, dass sich die Weltbevölkerung seit 1900 mehr als verfünffacht hat. Die durchschnittliche jährliche Zuwachsrate beträgt jedoch lediglich 1,33 Prozent. Das heißt, dass die Zunahme der Weltbevölkerung natürlich eine Rolle spielt, jedoch nicht in dem Ausmaß, wie sich die Verbreitung zeitlich verkürzt hat.